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Die Sonne als Entwurfspartner – warum Himmelsrichtungen in der Architektur (wieder) wichtiger werden sollten

  • Eda
  • 16. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Wann haben Sie sich zuletzt gefragt, wo in Ihrer Wohnung morgens die Sonne aufgeht? Oder ob das Schlafzimmer wirklich am besten dort liegt, wo es heute ist?

In der Architektur spielte der Lauf der Sonne seit jeher eine wichtige Rolle. Schon in der Antike wurden Gebäude – von griechischen Tempeln bis zu römischen Wohnhäusern – gezielt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Auch im Mittelalter war es üblich, Kirchen nach Osten zu orientieren. Und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein gehörte die bewusste Platzierung von Räumen in Bezug auf Sonnenstand, Tageslicht und Belüftung zum architektonischen Grundverständnis.

Heute jedoch scheint dieser Aspekt vielerorts in Vergessenheit geraten zu sein.

Dabei ist der Einfluss der Himmelsrichtungen auf das Raumklima, den Wohnkomfort und unser tägliches Wohlbefinden enorm. Ein Beispiel: Wer morgens von der Sonne geweckt werden möchte, schläft idealerweise im Osten. Wer am Abend das Wohnzimmer nutzt, genießt im Westen das warme Nachmittagslicht. Und wer tagsüber konzentriert arbeiten möchte, ist mit einem Büro im Norden gut beraten – dort bleibt das Licht konstant, ohne blendende Einstrahlung.

Raumorientierung mit System – eine kleine Übersicht:

  • Osten: ideal für Schlafzimmer – Sonnenaufgang inklusive.

  • Süden: perfekter Ort für Küche oder Wohnbereich – hell, warm, freundlich.

  • Westen: Wohnzimmer oder Esszimmer – Licht bis zum Abend, schöne Sonnenuntergänge.

  • Norden: gut für Arbeitsräume, Nebenräume oder Bäder – gleichmäßiges Licht, keine Überhitzung.

Natürlich gibt es keine Patentlösung. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse, Tagesabläufe und Vorlieben. Und jedes Grundstück bringt eigene Bedingungen mit. Doch genau deshalb stellt sich eine entscheidende Frage: Sollte man ein Grundstück nach der gewünschten Raumaufteilung wählen – oder umgekehrt?

Wir glauben: Es lohnt sich, über diese Frage intensiver nachzudenken. Denn wer schon bei der Grundstückswahl die Himmelsrichtungen mitdenkt, kann später deutlich mehr aus dem eigenen Zuhause herausholen – ganz ohne technische Kompromisse. Tageslicht, passive solare Gewinne, reduzierte Kühlkosten im Sommer – vieles davon beginnt mit der Ausrichtung eines Gebäudes.

Als Architekturbüro begleiten wir regelmäßig Projekte, bei denen genau diese Überlegungen den Unterschied machen – zwischen funktional gebaut und tatsächlich passend zum Leben.

Vielleicht ist es Zeit, die Sonne wieder als aktiven Mitspieler im Entwurfsprozess zu sehen – nicht nur als technische Randbedingung, sondern als gestalterisches Potenzial.

Denn wer das Licht versteht, plant mit Weitblick.


 
 
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